Eine historische Wurzel der Supervision liegt in der Sozialarbeit, die andere in der Psychotherapie bzw. dem ärztlichem Kontext. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts leiteten in den USA Vorgesetzte in der sozialen Arbeit, welches Praktiker im Sozialwesen waren, freiwillige Sozialhelfer an und überprüften ihre Arbeitsweise. Diese Art der Vorgesetztensupervision bezeichnet man als Expertensupervision.
Die andere Wurzel der Supervision, die aus der Psychotherapie entstanden ist, ist eng mit dem ungarischen Arzt und Psychoanalytiker Michal Balint verbunden. Er arbeitete in englischen Krankenhäusern mit multiprofessionellen Teams. In diesen Supervisionen wurde mittels reflexiver-assoziativer Methoden die Beziehungsgestaltung zwischen Patient und dem Team thematisiert. Das lieferte zum einen ein breiteres Verständnis über den Klienten und seine Konflikte, zum anderen konnte auch verstanden werden, dass manche der Konflikte im Team Ausdruck der Konflikte im Patienten waren. Letzteres wird als Spiegel-Phänomen bezeichnet. Auch heute noch wird die Balint-Methode in der Supervision in verschiedensten Berufsfeldern genutzt.
Im Vergleich der beiden Wurzelstränge der Supervision wird die lernende und handlungsorientierte Seite der Supervision als auch die reflexionsorientierte erkennbar. In den sechziger Jahren professionalisierte sich die Supervision, indem es auch universitäre und andere institutionalisierte Ausbildungslehrgänge errichtet wurden, wobei sich die deutsche Gesellschaft für Supervision (DGSv) als Dachverband in Deutschland gründete. Es entstanden einheitliche Qualitätsstandards. Psychologische und organisationpsychologische Wissenschaften, Erkenntnisse zur Gruppendynamik, sozialpolitische Wissenschaften etc. wurden vermehrt als Bezugswissenschaften für die Supervision herangezogen. Heutzutage findet man Supervisionspraktiken nicht nur in der Sozialarbeit, im Gesundheitswesen, in Bildungseinrichtungen, in der Unternehmenskultur sondern in allen Branchen.
Um die Gemeinsamkeiten und Unterscheidungskriterien von Supervision und Coaching wurde in den letzten Jahren viel diskutiert. Eine Zeit lang war das Unterscheidungskriterium reflexiv versus lösungsorientiert, später wurde die Supervision eher dem Non-profit und das Coaching dem Profit Bereich zugeordnet. In den letzten Jahren zeigt es sich, dass diese beiden Begriffe nicht zwangsläufig trennscharf genutzt werden können.